Die Liebe zu diesem Scheiß ist einfach dicker als Blut

Es war September 1989 und mein Vater erfüllte sich seinen langersehnten Traum und eröffnete seine eigene Firma. Etwas was in der DDR nicht üblich und auch ungern gesehen war, da man doch er die staatlichen Volksbetriebe bevorzugte und gerne genau bis in letzte Detail wissen wollte, was die Leute im Einzelnen so machten.  Mit biegen und brechen, Tricks und sonst der was, schaffte er mehrere Lücken im System und der Bürokratie zu umgehen und aufzuhebeln, und eröffnete somit seine eigene Reprografie mit angeschlossenem Kopieshop. Einen Kopieshop kennt noch fast jeder von Euch bestimmt. Eine Reprografie war ein Betrieb in dem man große Blaupausen (auch Lichtpausen genannt) anfertigen konnte. Heute ist das Verfahren etwas anders, Dank der späteren Großkopierer und heutigen Plottern, die fast in jedem Büro stehen. Früher fast ausschließlich nur schwarz / weiß, heute meistens in Farbe. Aber 1 Meter Papier in der Breite kann immer noch nicht jeder zu Hause oder auf Arbeit mal so schnell und leicht scannen. Da muss man dann auch mal zum Fachgeschäft oder Fachmann, wie uns. Mein Vater war stolz wie Bolle. Meine Mutter war stolz wie Bolle. Und auch ich war stolz wie Bolle, denn wenn man etwas kreativ veranlagt ist, eröffnet so etwas einem ungeahnte tolle  Möglichkeiten. So ging es mir jedenfalls damals und so geht es mir auch heute noch.  Es war glaube ich 1990 nach der Wiedervereinigung als die ersten Asiaten, gefälschte Band Shirts auf den Märkten der Städte im Osten von AC/DC, Nirvana oder sonst da wem verkauften. In Polen war die Nummer auf dem Markt dann schon etwas krasser und man fand neben einen Exploited T-Shirt auch nicht sehr selten ein Störkraft T-Shirt, zum Schrecken der  Eltern, Mitschülern und heute ist das ganze mehr als indiskutabel.  Ich war angefixt davon und meine Augen leuchteten, wenn sie nur irgendwelche Shirts von Bands oder Musikern sahen. Die Musik hatte eh schon immer den größten Stellenwert in meinem Leben gehabt und nun konnte ich Sie frei zur Schau in Form von Band Shirts tragen, was für mich absolut cool- oder für die Anderen total uncool war.  So ging ich zu meinem Vater und bekniete ihm, wir brauch auch so etwas. Er brubbelte etwas in seinem Bart hinein, was wie immer keiner verstand und zog von dannen. Wochen, gar Monate, für mich war es gefühlt Jahre, kam er wieder mit einer T-Shirtpresse, weiße T-Shirts und solch T-Shirt Folie zum raufkopieren, was heute jeder zu Hause mit seinem Drucker und Bügeleisen machen könnte und alle es Scheiße und billig finden. Für mich war das damals aber der Hit und ich druckte meine eigenen Idole auf meine Shirts. Über die Jahre, wo ich Anfing auch in der Reprografie meines Vaters zu arbeiten, die dann immer mehr zur Digitaldruckerei wurde, hatte ich sehr oft T-Shirt Ideen im Kopf und setzte sie auch gerne mal mit Photoshop 3.0 um. Ich wiederhole Photoshop 3.0, die ersten Gehversuche des Grafiker Programmes schlecht hin. Zu jener Zeit hielten sehr stark die ersten Schneideplotter und Folien in den Werbestudios Einzug und die Studios entledigten sich alle ihrer Siebdruckmaschinen. Man bekam die Dinger an jeder Ecke kostenlos hinterher geschmissen. So auch ich! Ich war meinen Traum von professionellen T-Shirt Druck über Nacht sehr sehr nahe gekommen. Doch ich zweifelte an mir und der Fähigkeit das Ganze auch bedienen zu können und kniff. So zog ich durch die Lande und arbeitete in sämtlichen Druckereien, Studios, Werbebuden und sonst was mit Druck, Werbung oder Gestaltung zu tun hatte und verfeinerte mein Wissen und lernte immer wieder etwas Neues dazu. Klar machte es viel Spaß ein Bauschild aufzustellen. Eine Ausstellung auf Leinwand zu bringen, eine Straßenbahn zu bekleben, aber das T-Shirt und der Siebdruck haben sich in mein Gehirn festgefressen. Immer wenn ich diesen beiden Komponenten näher kam, blühte ich auf und mein Herz schlug höher. Heute weiß ich, wenn ich Shirts von guten Bands drucke (Ich meine damit die Menschlichkeit und nicht die Verkaufszahlen), druckt mein Herz jedes einzelne Shirt mit und mischt meine Liebe und Leidenschaft der Farbe beim Rakeln unter, die dieses Feuer in mir in diesen Tagen als die Mauer fiel, entfachte.

(Thomas x Lockenkopf)east_end_chaos_t_shirt

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen