DER STICKER: Haftet nicht nur schnell an der Wand, sondern bleibt auch schnell im Gedächtnis kleben.

Es ist kaum zu fassen wie ein Papier oder Vinyl mit einer selbstklebenden Rückseite so arg die Welt in den letzten 40 Jahren verändern konnte und dabei so viele Menschen erreichen konnte.

Shepard Fairey ist der Künstler, der vermutlich als Erster einen stinknormalen Aufkleber in eine Kunstform oder Kunstwerk verwandelte, was frei in seiner Entfaltung an jedem X-beliebigen Ort platziert werden kann.

In den 80er Jahren verbreiteten sich erstmalig Aufkleber in der amerikanischen Skate & Punk Szene. Sie wurden dort speziell als Deko auf Boards oder Bekleidung angebracht und waren ihr künstlerischer Ausdruck ob direkt als Kunst, Provokation oder politischen Auflehnung bei diesen besagten Jugendbewegungen und Subkulturen. Sie wurden schnell in hundertfacher oder tausendfacher Auflage reproduziert und galten damit recht früh als erste eigene Vermarktung in der Do-It-Yourself-Manier, speziell bei Bands.

1989 kreierte Shepard Fairey den ersten „Andre the Giant Has a Posse“ Aufkleber. Er studierte zu dieser Zeit noch an der Rhode Island School of Design. Dieser besagte Aufkleber zeigte den französischen Wrestler „Andre the Giant“. Außer seinem charakteristischen Gesicht waren seine Größe und sein Gewicht auf dem Aufkleber notiert. Sage und schreibe 2,24 Meter bei 236 kg Lebensgewicht und dazu der rätselhafte Satz „Andre the Giant Has a Posse“.

Der Sticker, haftet nicht nur schnell an der Wand, sondern auch schnell im Bewusstsein.
Er verteilte den besagten Sticker in ganz Providence, der Hauptstadt von Rhode Island, einen kompletten Sommer lang. Es gab Freunde und Künstler in anderen Städten, die sich schnell daran beteiligten, und seine Kampagne somit bei sich Vorort unterstützten. Shepard schaffte es so in nur wenigen Monaten tausende von Aufklebern, eigenhändig herstellt und gedruckt, zu verbreiten und zu verteilen. Dabei testete er verschiedene Drucktechniken, bevor er auf eine passende Lösung stoß, die seinem eigenen schöpferischen Ansprüchen entsprach. Im Siebdruckverfahren gedruckte Aufkleber speziell auf PVC. Zwischen den Jahren 1989 – 1996 produzierte er somit schätzungsweise mehrere Millionen Sticker. Nach 1996 war dann wohl die Luft raus und er beschloß speziell den Druckauftrag von seinen Aufklebern extern zu vergeben. Bis heute ist es möglich einen solch besagten Aufkleber auf seiner Webseite zu bestellen, wenn man eine Postanschrift in den USA hat. Im Laufe der Jahre und Zeit wurde das Originalbild immer wieder verändert, und oft ist im unterem Teil der Schriftzug OBEY oder OBEY GIANT zu lesen.„Meines Erachtens muss Kunst zugänglich und demokratisch sein“, schrieb er letztens auf seiner Facebook-Seite. „Street-Art ist ein wichtiger Bestandteil dieses Ansatzes, doch ich nutze auch andere Herangehensweisen, wie etwa preiswerte Drucke, T-Shirts, das Internet etc… Ich möchte die Menschen mit meiner Kunst auf möglichst vielen Kanälen die Leute erreichen“, so Shepard.

Definitiv war der Sticker für ihn das Format schlecht hin. So sehr, dass er im Jahre 2008 ein neues Werk / Kampagne mit Kultstatus erschaffte – Barack Obama Hope. Das dank der Spuckis, wie Aufkleber in politischen Kreisen gerne liebevoll genannt werden, weite Verbreitung fand.

Öffentlicher Zugang und der Bezug zum urbanen Raum sind die Hauptformen der Stickerkunst, so wie auch andere artverwandte Formen der Street-Art. Dadurch befinden und bewegen sie sich meistens in der Grauzone zwischen Legalität und Illegalität. Trotzdem hat der Sticker etwas Befreiendes und kann in Sekundenschnelle, im Gegensatz zum Graffiti, im öffentlichen Raum angebracht werden. Was klar einen Vorteil am helligten Tage oder im der belebten Rushhour ist. Doch welche Botschaft haben wohl Aufkleber? „Ich mag Sticker, denn sie hinterlassen ein Zeichen, das die Laune der Menschen beeinflussen, sie zum Nachdenken anregen und eine Reaktion hervorrufen kann. Mir gefällt der Gedanke, dass meine Aufkleber Teil der Bewegung werden, die auf der Straße stattfindet, und in das Bewusstsein der Menschen eindringen“. So der Grafiker und Künstler Dave Kindsey.

Was der Aufkleber letztenendes bei jedem Einzelnen im Bewusstsein auslöst, wenn er an der Pissrinne in seinem Lieblingsclub steht oder an der zugepflasterten Laterne des urbanen Jungles vorbeiläuft, ist vielleicht ein sehr guter Einstieg zu einem tollen Small Talk im dem sonst so grauen Alltagstrott.

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