„Ein Skinhead ohne Stiefel, ja das wäre was, dann könnte er garnicht laufen und seine Füße wären nass.“

 

Ein_Skinhead_ohne_StiefelSo oder so ähnlich, wie diese Textzeile aus einem Lied von Loikaemie stammt, trug es sich in den 90er Jahren im wilden Osten zu. Du musstest noch nicht mal Skinhead sein und konntest dir mit einer modischen Insel auf dem Kopf alle Wege im Leben offen halten, aber die Größe deine Stiefel spiegelten deine Härte und Aggressivität wieder. Getreu der Regel je größer und höher, desto härter und schrecklicher. Ich fing sachte an mit schwarzen gebrauchten 8 Loch, die mir sage und schreibe 2 Nummern zu groß waren und stylisch nicht einmal eine 5 verdient hatten. Hauptsache weiße Schnürsenkel waren drin für 30 Mark. Was willste machen wenn du Schüler bist und keine Gans hattest die goldene Eier legte. Von meinem ersten Lehrlingsgeld ging es dann ab nach Frankfurt (Oder) und ich kaufte mir hammer harte 14 Loch rot schwarz flammbierte Ranger, die einfach mal alles toppten was auf den Straßen zu sehen war, für stolze 200 Mark. Dazu noch stylische gelbe Schnürsenkel drin, und wochenlanges üben die Hose so dünn wie möglich und akkurat soweit wie möglich nach oben gekrempelt zu haben. Das war ein Gefühl, einfach unbeschreiblich. Jeden Morgen wurden Sie blitzblank poliert und die Straße schwebte einfach unter meinen Sollen. Die sahen so fett aus, dass auch andere sie total gerne gehabt hätten. So wie ein Kollege hier aus dem näheren Steelbruch Umfeld dessen Namen ich jetzt nicht nenne und er sie mir mit seinen Freunden abziehen wollte. Ich schaute ihn an, ich schaute meine Schuhe an, ich schaute ihn und schaute nochmal meine Schuhe an und sagte, kannste Abhaken und nahm die Beine in die Hand. Diese Stiefel habe ich heute noch und über diese Geschichte können wir beide heute herzlichst drüber lachen. Dann gab es noch die ganz krassen Freaks, die mit 20 Loch um die Ecke kamen und am besten ihre BW Hose noch reingesteckt hatten. Jungs, es sah wirklich nicht gut aus! Mit den Jahren kam dann langsam bei mir die Devise durch, je smarter desto härter und ich freute mich über meine 10 Loch cherry Red von Doc Martens, die ich direkt im 4 stöckigen Doc Martens Store in London gekauft habe. Heute prägen gerade hier in der Provinz leider nicht mehr viele Skinheads oder Punks das Straßenbild der Stadt und ihre Bequemlichkeit lässt sie dann eher Turnschuhe tragen. Aber was rege ich mich auf, ich bin ja meisten auch kein besseres Vorbild. Dafür aber verdammt froh eine Zeit mit gemacht zu haben, wo Stiefel in allen Formen und Varianten das Pflaster meiner Straßen prägten.

Thomas x Lockenkopf

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