LOCKENKOPF CORONA SPEZIAL # 8: LORD JAMES!

Hi Johnny, In Zeiten der Quarantäne kann man sich schön wieder an seinen Wurzeln besinnen, so wie ich, und so möchte ich ein kleines Interview mit dir über Lord James  führen. Ich freu mich schon auf deine Antworten.

Hallo Thomas,
ich fühle mich wirklich geehrt und bin froh, das du mir in Zeiten von Unterricht mit den Kindern und Kurzarbeit etwas gibst, das mein Selbstwertgefühl steigen lässt.  

In Zeiten von Corona, kein öffentliches Leben, geschlossene Clubs, kann es doch nichts besseres geben als wie bei euch als Band, eine kreative Auszeit im Tonstudio, um ein neues Album aufzunehmen. Gutes Timing….oder wie seht ihr das Ganze?

im Prinzip wollten wir im Dezember wieder loslegen mit dem Booking, haben dann diskutiert, und festgestellt das es zeitlich mit den Proben für die Konzerte und der neuen Platte nicht passt. So kam der Entschluss eine Pause einzulegen. Das klingt jetzt erstmal wie ein Boss – move von uns, ist es aber überhaupt nicht. Momentan wird soviel kreatives von Zuhause produziert und es staut sich da eine geballte Blase an. Eventuell gibt es nach der Coronazeit erstmal eine Schwemme an Outputs bei der man es schwerer haben wird rauszustechen. 

Kannst du uns schon was verraten, wo die Reise musikalisch in eurem neuen  Output hingehen wird und wann er das Licht der Welt erblickt?

Grundsätzlich wollten wir diesmal den typischen Lord James live Sound haben. Ich war nicht immer zufrieden mit den Aufnahmen der letzten Alben, da ich selbst Aufnehme und mixe und dann meine genauen Vorstellungen habe, wie wir klingen sollten. Das war aber auch immer der Zeit geschuldet. Studio – zeit, die Uhr tickt …. und die Kosten … Puff. Teuer!
Diesmal haben wir mit zwei sehr guten Freunden die ganze Nummer im Proberaum aufgenommen. Gesänge und den ganzen Firlefanz macht jeder in einzelnen Sessions quasi im Wohnzimmer. Tee, Kerzenschein und ab und an ein Schlückchen aus der Desinfektionskanne, entspannter war es noch nie. Die Songs sind mega vielseitig. Aber eben diesmal erdig und schön Rough.

Ich muss sagen, ihr seid mit Lord James eine Band die mich stetig begleitet hat in all den Jahren der Untriebigkeit in dieser Subkultur. Wir haben fast den selben sozialen Backround und kommen aus der selben ländlichen Ecke. Ob Cottbus oder Hütte, dass ist für mich der selbe Schlag Brandenburger. Ihr seid für mich persönlich ein wichtiges Stück Heimat, was mir noch übrig geblieben ist, in all den Jahren des Wandels. Vielleicht sogar ein Stückchen mehr Berliner mit selber Großschnauze, als man das von uns vielleicht vermuten lässt, wenn man mit dem Finger auf der Landkarte langfährt. Wie siehst du die Sache, dass wir alle in den nächsten Jahren mit Berlin und seinem Umland verschmelzen werden. Siehst du es positiv oder eher negativ? Oder vielleicht sogar zu utopisch?

Das ist für mich reine Utopie!
Für mich ist Berlin immer ein Tor zu einer anderen Welt ( Stichwort : Mordor!!!)
Im Ernst,
Ich mag es gern entspannt und gediegen. Ich mag es am Sonntag morgen durch Cottbus zu laufen und auf dem Weg zum Bäcker niemanden auf der Straße zu sehen.
Wäre ich in meinen jungen Jahren mal nach Berlin gezogen, würde ich jetzt vermutlich auch in dem Strudel aus Überfüllung, Reizüberflutung tagtäglich damit klarkommen. Für mich gibt es schon immer eine Grenze zu Berlin in meinem Kopf. Königswusterhausen ist für mich schon wieder eher wie Cottbus.
Ich denke, dass verschmelzen bis in unsere Regionen wird nicht passieren.
Ich mag es in Berlin zu spielen, Leute zu besuchen. Aber diese Reize, die dort in deinem Kopf ankommen, sind mir zu viel. Darauf komme ich nicht klar. Nach 48 h muss ich dort weg und benötige Stille. Ich denke, das ist die natürliche Barriere zwischen Berlin und Umland.



Sehe ich Lord James auf der Bühne, sehe ich Musiker die Spaß an der Sache haben mit viel Attitude und Leidenschaft. Sehe ich Lord James im Club, an der Bar oder vor der Bühne, sehe ich aktive Szenegänger ohne Backstagepass und Starallüren, mit viel Leidenschaft und dem Herz am richtigen Fleck. Was hält in all den Jahren eure Leidenschaft und Passion zur Szene am Leben ohne Müde und Träge zu werden?


Ehrliche Antwort : Die Freundschaft.
meine Band ist in den letzten 15 Jahren meine zweite Familie. Für jeden von uns ist es Zuflucht und Familienersatz. Wenn ich das schreibe, meine ich, dass ich die anderen 4 wirklich Liebe. Wir haben uns eine so tolle Zeit zusammen beschert und Erinnerungen geschaffen. Das kann uns keiner mehr nehmen. Ich denke, das wir uns einfach brauchen und deshalb nicht müde werden. Eine kleine Anekdote: Unser Krumse wollte im Dezember einen melancholischen Text schreiben und brauchte die Stimmung dazu. Also hat er uns ganz böse verarscht und angekündigt bei Lord James auszusteigen.
Ich habe bitterlich geweint und dachte, alles stirbt in mir. Das waren die schlimmsten 16 h meines Lebens.
Als er es aufgelöst hatte, stand der Text und ich wusste, das ich Ihn jetzt noch mehr Liebe als zuvor.
Und wir spielen ja nicht nur Konzerte regulär. Im letzten Jahr standen wir regelmäßig in Cottbus bei den Protestaktionen gegen die AFD und organisierten Konzerte und Gegenveranstaltungen. So eine Band ist auch Sprachrohr und man hat eine gewisse Verantwortung. Wir begrenzen das aber meist auf Cottbus. Hier gibt es viel zu tun. Aber das weißt du sicherlich.



Wo kann man euch dieses Jahr alles Live erleben? Ist da schon was geplant? Vielleicht sogar eine kleine Tour?

Tja Thomas, ist alles geplant. Wir sind schon auf diversen Festivals gebucht und wollen im Herbst eine Minitour machen.
Ob und wie das jetzt alles stattfindet werden wir sehen.
Jedenfalls machen wir keinen Livestream im Internet!

Was denkst du, sollte unsere Szene unbedingt verinnerlichen oder verändern, damit wir nicht in den nächsten Jahren an Altersschwäche aussterben werden. Was würdest du besonders den Jüngeren unter uns mit auf den Weg geben?

Oh je, schwere Frage. Stay connected!
Die Szene sollte sich in Lokalen Gruppen organisieren so wie bei uns in Cottbus oder in Finsterwalde, Hütte, Oranienburg etc.
Diese Gruppen sollten untereinander kommunizieren, sich helfen, Veranstalten und als lose Gemeinschaft die kommenden Jahre bestreiten.
Seid nett zueinander. Das gebe ich an den Nachwuchs. Hat mir in meinem Leben immer weitergeholfen. Nett und zuvorkommend sein ist besser als hart und assi. So bleibt man all die Jahre bei den Menschen im Kopf und wird irgendwann nach einem Interview gefragt von einer bekannten Szenegröße.  

Die letzten Worte sollen deine sein. Ich sage Danke für das nette und interessante Pläuschchen ….

Die letzten Worte… ich hab es immer noch nicht geschafft, zu dir ins Schlaubetal wandern zu kommen. Ihr wolltet mir Kuchen servieren und Kaffee aufsetzten. Das mache ich in diesem Jahr mit meiner Familie definitiv.
Am besten nach einem Gig in Berlin.
Stay Cool!

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